Die Geschichte des Ochsenfests: Ein Traditionsreiches Volksfest in Mittelhessen

Das Ochsenfest ist eines der ältesten und bekanntesten Volksfeste in Mittelhessen. Seine Ursprünge reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück und spiegeln die Entwicklung der Landwirtschaft sowie das Gemeinschaftsleben der Region wider. Hier werfen wir einen Blick auf die faszinierende Geschichte des Ochsenfests.

Ausgangslage Anfang des 19. Jahrhunderts

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts stand die Landwirtschaft im damaligen Kreis Wetzlar vor großen Herausforderungen. Die landwirtschaftlichen Aktivitäten entwickelten sich in eine problematische und unwirtschaftliche Richtung. Um diese Entwicklung zu stoppen und die Produktivität zu steigern, erarbeitete die preußische Verwaltung Maßnahmen zur Förderung der landwirtschaftlichen Produktivität, Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Erhöhung der Lebensverhältnisse der Landwirte.

Die Gründungsjahre

1829: Um die Landwirte mit den neuesten Erkenntnissen und Techniken vertraut zu machen, wurde die „Lesegesellschaft für landwirtschaftliche Lektüre im Kreis Wetzlar“ gegründet. Diese Gesellschaft diente dazu, landwirtschaftliche Fachliteratur zu verbreiten und den Wissensaustausch zu fördern.

 

1831: Die Lesegesellschaft wurde in den „Landwirtschaftlichen Verein“ umgewandelt. Ziel dieses Vereins war es, die landwirtschaftliche Produktion zu optimieren und die neuen Erkenntnisse der Fachliteratur in die Praxis umzusetzen.

 

1846: Der Landwirtschaftliche Verein veranstaltete am damaligen Westrand zwischen Lahn und Braunfelser Straße die erste Tierschau mit Preisverleihung. Dieses „Kreistierschaufest“ war ein großer Erfolg und wurde bis 1851 jährlich wiederholt.

Vom Tierschaufest zum Volksfest

1852: Das Kreistierschaufest wurde zu einem Volksfest erweitert. Neben der Tierschau gab es nun auch öffentliche Lustbarkeiten, eine Verlosung und einen Festzug durch die Stadt zum Platz der Tierschau. Diese Erweiterung machte das Fest zu einem beliebten Ereignis für die gesamte Bevölkerung.

 

1863: Der Festumzug wurde durch die Beteiligung benachbarter Vereine und die musikalische Begleitung der Militärkapelle „der Jäger“ vergrößert. Dies verlieh dem Fest noch mehr Anziehungskraft und erhöhte die Besucherzahlen.

Die Bedeutung der Mendel-Regeln und die offizielle Bezeichnung

1877: Die Entdeckung der Mendel-Regeln, die die Vererbungsgesetze beschreiben, hatte einen bedeutenden Einfluss auf die Landwirtschaft. Um die Zuchterfolge besser feststellen zu können, wurde beschlossen, das Volksfest nur noch alle drei Jahre abzuhalten. Dies ermöglichte höhere Prämierungen für erfolgreiche Züchter.

 

1892: Eine weitere wichtige Institution wurde gegründet: die „Landwirtschaftliche Winterschule“. Dieses Gebäude kann bis heute noch in der Brühlsbachstraße gegenüber dem Goldfischteich betrachtet werden.

 

1950: Schließlich erhielt das Kreistierschaufest seinen heutigen Namen: „Ochsenfest“. Diese Bezeichnung spiegelt die lange Tradition und die Verbindung zur landwirtschaftlichen Tierzucht wider.

Das Ochsenfest hat sich im Laufe der Jahre von einer reinen Tierschau zu einem großen Volksfest entwickelt, das sowohl die landwirtschaftliche Tradition als auch die Gemeinschaft der Region feiert. Die Geschichte des Ochsenfests ist ein lebendiges Beispiel für die erfolgreiche Verbindung von Geschichte, Kultur und landwirtschaftlichem Fortschritt. Wir freuen uns, Euch beim nächsten Ochsenfest 2024 willkommen zu heißen und diese reiche Tradition gemeinsam zu feiern!

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